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Interview mit Alessandra De Santis von Hydra Design

Selbstbewusste Designs voller Passione, Emozione und der nötigen Liebe zum Detail - die Italienerin Alessandra de Santis ist leidenschaftliche Messerdesignerin und das Gesicht von Hydra Design. Die Messersparte ging aus Hydra Armaments hervor, dem Unternehmen ihres Ehemannes, welches Zubehör für Schusswaffen wie Mündungsfeuerdämpfer und Mündungsbremsen für sportliche, taktische sowie jagdliche Anwendungen herstellt. Ihre Kreationen sind geprägt von einem unverkennbaren Design, das einzigartige Details mit kompromissloser Funktionalität und hohem Gebrauchswert vereint.

Wie bist du mit dem Thema Messer in Berührung gekommen?

Messer haben mich schon immer begeistert. Und bei mir war es eigentlich nicht anders als bei vielen anderen Messerenthusiasten zuvor auch, dass die Leidenschaft schon in frühster Kindheit entfacht wurde. Da ich auf dem Land groß geworden bin, habe ich Messer immer als nützliche Werkzeuge betrachtet und weniger als Sammlerobjekte. Später habe ich mich dann mehr und mehr in die Materie vertieft und begann meinen eigenen Weg in der Messerindustrie. Im Übrigen kann ich mich noch ganz genau an mein erstes Messer erinnern, das mich regelrecht verzaubert hat. Es war ein kompaktes Taschenmesser mit Back Lock, das ich von meinem Vater bekommen habe, nachdem wir ins Ausland gezogen sind. Wir waren in einem Messerladen und ich wollte ein großes Messer haben. Mein Vater guckte schon ganz verdutzt, bis der Inhaber meinte, dass das ausgesuchte Messer vielleicht doch ein wenig zu groß für die junge Dame sei. Dann hat er mir das kleine Taschenmesser gezeigt, welches ich immer noch besitze und in meiner Vitrine aufbewahre. Möglicherweise liegt es an diesem Ladenbesitzer, dass ich bis heute nur selten kleinere Messer zücke (lacht).

Bevor du deine eigenen Messer entworfen hast, hast du jahrelang Messer getestet und rezensiert. Wie kam es zu diesem Perspektivwechsel?

Genau, seit 2011 arbeite ich mit mehreren Messermagazinen zusammen und nehme Industriemesser kritisch unter die Lupe. Mit dem bedeutendsten Messermagazin Italiens arbeite ich bis heute noch zusammen. Die Testurteile haben mir enorm geholfen, einen umfassenden Überblick über die Messerindustrie zu erhalten. Gepaart mit der Begeisterung für Messer und dem Ansporn, mich weiterzuentwickeln, war es nur folgerichtig, den nächsten Schritt zu gehen und eigene Messer zu entwerfen.

Du bist studierte Chemikerin, hast langjährige Erfahrung als Messer- Journalistin, verfügst über umfassende Kenntnisse historischer Klingen und bist zudem bekennende Filipino Martial Arts (FMA) Anhängerin. Inwieweit hilft dir das bei deinen Messerdesigns?

Man kann glaube ich generell sagen, dass man dazu bereit sein sollte, in allen Bereichen über den Tellerrand zu schauen, um seinen Horizont zu erweitern. Mein Studium hat mir geholfen, umfassende Kenntnisse über Stahl und andere Materialien zu erlangen. Die Leidenschaft für historische Messer hat mich noch tiefer in deren Ursprünge eintauchen lassen, während das Ausüben der philippinischen Kampfkünste mir ein noch besseres Verständnis im Umgang mit taktischen Messern gegeben hat. All dies kann ich wunderbar in meine Entwürfe einfließen lassen.

Wie lange arbeitest du schon als Messer Designerin?

Der Startschuss fiel 2015, als ich mein erstes feststehendes Messer entworfen habe. Da dies eher ein Zeitvertreib war, landete der Traum zunächst in der berühmten Schublade, bevor er 2018 konkrete Formen annahm und unter Hydra Armaments, dem Label meines Mannes, wieder auflebte. Schon 2019 erfolgten erste Kooperationen mit internationalen Messerherstellern. Meine Reise ist also hoffentlich noch nicht abgeschlossen, denn ich fühle mich geehrt, wenn wegweisende und traditionsreiche Hersteller wie Böker für ausgewählte Projekte auf mich zukommen.

Verrätst du uns, was dich inspiriert?

Der Quell meiner Ideen ist gar nicht so genau auszumachen. Nicht selten inspiriert mich meine Umgebung. Eine bestimmte Form oder Textur, die für die nächste Griffschale vielleicht in Frage kommt. In der Regel gehe ich aber zielorientiert vor, indem ich die Art des Messers mit dessen Verwendungszweck in Form und Funktion harmonisiere.

Was macht dir bei deinem Job am meisten Spaß?

Ich würde tatsächlich sagen alles. Aber am meisten freue ich mich über die vielen positiven Zuschriften von Messerfans, die einen meiner Entwürfe gekauft haben oder ihre Begeisterung über meine Arbeit zum Ausdruck bringen. Es ist einfach ein schönes Gefühl zu wissen, dass meine Produkte Menschen auf der ganzen Welt berühren und in ihrem Alltag eine feste Rolle einnehmen. Die Messerwelt besteht aus großartigen Menschen. In vielen Ländern konnte ich bereits neue Freunde kennenlernen. Zu einigen davon halte ich regelmäßigen Kontakt.

Und dein Ehemann? Teilt er deine Begeisterung für Messer?

Definitiv! Wir teilen die Leidenschaft für Messer und Schusswaffen; sie hat uns gewissermaßen zusammengebracht. Außerdem ist er Büchsenmacher. Vorurteile gegenüber meiner Affinität zu Messern hat es von seiner Seite aus nie gegeben. Als wir zusammengezogen sind herrschte allerdings ein großes Chaos. Überall Messer, wohin das Auge blickte. So ist das halt mit zwei verrückten Messersammlern. Aber eines ist sicher: Es gibt keinerlei Streit darüber, wenn einer von uns sein Geld für Messer oder Schusswaffen ausgibt. Leidenschaft verbindet und schafft Verständnis.

Was machst du in deiner Freizeit, um zu entspannen oder dich zu erholen?

Da gibt es so einiges. Ich schieße gerne, besonders mit Präzisionsgewehren auf große Distanz. Aber auch der Umgang mit Bogen und Armbrust fasziniert mich, allerdings bin ich darin nicht besonders gut. Eine weitere Leidenschaft ist das Karpfenangeln. Als Kontrastprogramm zu den ganzen Outdooraktivitäten liebe ich Videospiele, pandemiebedingt hat man mich in letzter Zeit etwas häufiger vor der Konsole gesehen.

Hast du manchmal die Nase voll von Messern?

Das ist mir bislang noch nicht passiert. Ich denke auch, dass mir das so schnell nicht passieren wird. Messer waren schon immer meine Leidenschaft und ich bin glücklich, diese auch beruflich ausleben zu dürfen. Aber ich schließe nicht aus, dass sich gewisse arbeitsbezogene Eigendynamiken entwickeln können, die sich frustrierend auswirken. Wenn es mal nicht so läuft wie gewünscht oder eine Zusammenarbeit sich als schwierig herausstellt. Aber das gehört nun mal dazu.

An welchen Projekten arbeitest du aktuell?

Mehrere spannende Entwürfe stehen bereits in den Startlöchern. Leider haben sich durch die Pandemie und die damit verbundenen Lieferengpässe beim Material ungeplante Verzögerungen ergeben. Dennoch sollen dieses Jahr noch acht meiner Entwürfe auf den Markt kommen. Darüber hinaus sind neue Projekte und weitere Kollaborationen geplant.

Was gibst du unseren Kunden noch mit auf den Weg?

Ich möchte meinen Dank an all jene richten, die stets an mich geglaubt und mich auf meinem Weg als Messerdesignerin unterstützt haben. Ich habe bereits so viel großartiges Feedback erhalten, was mich einerseits mit Stolz, andererseits aber auch mit jeder Menge Dankbarkeit erfüllt. Meine Arbeit verstehe ich als Berufung, eine Leidenschaft, die ich atme und mich immer weiter anspornt, mich weiterzuentwickeln.

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