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Interview mit Alex Kremer | Daily Customs

 

Den Alltag in Einmalig! Inspiriert vom skandinavischen Pragmatismus und getrieben von ungebremstem Ehrgeiz vereint der 1993 in Fulda geborene Alex Kremer in seinen Entwürfen erlebtes Abenteuer mit technischem Knowhow und zeitlosen Designs. Das erklärte Ziel: Das Beste aus jedem Schnitt herausholen und EDC noch aufregender zu machen!  Daily Knives ist gemeinsames Projekt von Daily Customs und Böker, bei dem innovative Ansätze und mehr als 150 Jahre Fertigungskompetenz im Messerbau mit dem Siegel „Handmade in Germany“ eine beispiellose Synergie bilden. Mit großem Erfolg, denn das feststehende Böker Daily Knives AK1 hat mit seinen sorgfältig ausgewählten Varianten bereits eine Ausnahmeposition in der Messerwelt eingenommen. Als kompaktes und praktisches Alltagsmesser entwickelt, gilt die Serie mittlerweile als Wegbereiter für die hohe Modifizierbarkeit bei feststehenden Messern. Wer zu einem Daily Knives greift, erhält nicht nur ein hochwertiges sowie durchdachtes Messer, sondern Passion, Custom Made! Welche Materialien für seine Messer überhaupt in Frage kommen und was für ihn ein absolut rotes Tuch ist, verrät Alex Kremer im Folgenden.

 

Wie bist du mit dem Thema Messer in Berührung gekommen?

 

Als Kinder und Jugendliche verbrachten wir unsere Urlaube oft in Skandinavien. Damit einhergehend wurde viel gewandert, geangelt und die Natur in all ihren Facetten entdeckt. Zuhause wurde aber auch immer viel gearbeitet. Mein Opa hat Landwirtschaft im kleinen Stile betrieben, wofür ein Messer natürlich auch immer von essenzieller Bedeutung war. 

 

Wann hast du dein erstes eigenes Messer entworfen?

 

Schwierig zu sagen, ich vermute 2009 oder 2010. Obwohl ich (klassisch) mit gekauften Scandi-Klingen angefangen habe, waren immer schon eigene Ideen im Spiel, aber zu dem Zeitpunkt leider noch nicht umsetzbar. Damals in der 11.Klasse dachte ich noch, dass Feile und Schleifpapier günstiger seien, als Messer zu kaufen.

 

Wie lange arbeitest du schon als Custom- Messermacher?

 

Vollzeit arbeite ich als Entwicklungsingenieur. Messer mache ich seit ca. 2012 im Nebengewerbe. Das ergänzt sich oftmals erstaunlich gut. Vor allem die Überschneidung von Ergonomie, Funktion und Styling sind sehr interessant.

 

Wie sieht dein bisheriger beruflicher Werdegang aus?

 

Nach dem Abitur habe ich ein duales Studium im Bereich Maschinenbau begonnen, dann als Konstrukteur im Anlagenbau gearbeitet und bin seit 2 Jahren in der Fahrzeugentwicklung tätig. Die Messer haben mich dabei stets begleitet.

 

Gibt es jemanden, den du als deinen Mentor bezeichnen würdest?

 

Leider nicht. Ich habe viele Inspirationen und Personen, die ich bewundere. Dabei versuche ich, viele Dinge selbst hinzubekommen, wobei ich mir jedoch gerne mal im Weg stehe, bis mir schließlich auf die passende Lösung vor die Füße fällt. Dennoch tausche ich mich mit einigen Messermachern auf freundschaftlicher Basis gerne fachlich aus und gebe natürlich auch Tipps. Allerdings gibt es viele Designs und Messermacher, die zwischen1990 und 2000 aktiv waren und mir sehr gefallen. Das geht bei den Messern von Microtech los (ab 1990) und geht über die japanischen Klassiker von Al-Mar und SOG bis hin zu den modernen Tactical knives. Walter Brend, Robert Terzuola, Micheal Walker, Shane Sibert, Tom Krein, Kiku Matsuda sind Meister ihres Fachs und haben die Messerbranche maßgeblich geprägt.

 

Worin siehst du dein größtes Talent als Messermacher?

 

Ich repariere sehr gerne sehr kaputte Messer und verpasse ihnen wieder den richtigen Schliff. Viele Serienmesser kann man als „gute Basis" ansehen und weiter optimieren. Etwas ausdünnen oder wieder schneidfreudig machen nach ein paar Schärf-Durchgängen haucht Messern oft wieder neues Leben ein; das macht mir besonders Spaß.

 

Was gefällt dir am meisten an deiner Arbeit?

 

Zufriedene Kunden, die sich immer wieder mit Ideen und Aufträgen melden. Für viele bleibt der erste Auftrag glücklicherweise nicht der Letzte.

 

Womit sollte man anfangen, wenn man sein erstes eigenes Messer fertigen möchte?

 

Gutes Material kaufen, einfache Werkzeuge anschaffen und loslegen. Wenn man klare Ziele vor Augen hat, geht es deutlich einfacher.

 

Auf welche Materialien setzt du bevorzugt?

 

Für die Klinge sagen mir besonders Stähle mit hoher Härte und Schnitthaltigkeit zu, z.B. CPM-S-90V, M4, Cruwear, D2, K390 und weitere. Ich kann die Motivation für VG-10, 440C, N690, AUS-8, O1, 1.2842 und ähnliche (abgesehen von Küchenmessern) in vielen Fällen nicht nachvollziehen. Für mich ist eine langanhaltende, einigermaßen hohe Schärfe wichtig. Daher freut es mich, dass die aktuellen Böker CPM- 3V Klingen sehr gut gelungen sind. Am liebsten statte ich meine Klingen mit einem Flachschliff aus, da dieser gute Schneideigenschaften mit guter Reparierbarkeit vereint und bei Bedarf ausdünnbar ist. Als Griffmaterialien bevorzuge ich synthetische Werkstoffe, da diese nicht schrumpfen oder aufquellen. Auch sind sie optisch homogener. G10, CFK und Micarta sind meine Top-3. 

 

Was zeichnet deine Entwürfe aus?

 

Klare Linien, funktionsoptimierte Formen, wenig Schnickschnack, gute Schleifbarkeit, gute Reparierbarkeit sowie eine kompromisslose Performance.

 

Was motiviert bzw. inspiriert dich für neue Designs?

 

Bessere Messer zu schaffen, als derzeit verfügbar sind. Schneidfreudiger, robuster, gut führbar, und schlicht in ihrer Erscheinung sollen sie sein. Auch wenn meine Messer oft nicht mit ausgefallenen Details und bunten Materialien punkten können, so fallen sie doch auf. Das macht sie für mich so besonders.

 

Kann man bei dir einfach ein individuell handgefertigtes Messer bestellen?

 

Aktuell leider nicht. Ich versuche jedoch für Messen handgefertigte Neuheiten nach meinen aktuellen Ideen in petto zu haben.

 

Wie sieht ein typischer Arbeitstag von dir aus?

 

Mit Hausbau, Kind, Job und Nebengewerbe gibt es seit gut 2 Jahren keine typischen Tage mehr.

 

An welchen Projekten arbeitest du aktuell?

 

Daily Customs soll weiter ausgebaut werden, da sind aktuell ein zwei Sachen in Arbeit. Ansonsten hoffe ich, demnächst wieder mehr Zeit für die Umsetzung meiner Ideen zu haben. Ich richte derzeit eine neue Werkstatt ein und hoffe, dass es alles etwas schöner, sauberer und besser wird.

 

Hast du manchmal die Nase voll von Messern?

 

Selten. Wenn, dann eher von den Leuten. Es gibt leider sehr viele „Experten“ mit wenig technischem und handwerklichem Hintergrund, die sich dennoch gerne in den Vordergrund drängen. Dabei wird meiner Meinung nach viel Halbwissen verbreitet, was oft sehr ermüdend ist. Auch die Motivation vieler "Designer" mit wenig handwerklichem Hintergrundwissen kann ich oft schlecht nachvollziehen. Die mangelnde Erfahrung sieht man folglich in den Entwürfen, was aber absolut nicht meine Baustelle sein soll. Auch den Trend, jeden Kram in Fernost billig herstellen zu lassen und hier mit 300% Marge zu verkaufen mag ich nicht. Messer dienen für mich nur untergeordnet zum Geldverdienen, deshalb möchte ich das auch im Nebengewerbe halten. So kann ich mir diese Meinung besser leisten. 

 

Wie sieht es mit deiner Frau aus? Teilt sie diese Leidenschaft?

 

Eher nicht. Aber sie weiß gute und scharfe Messer inzwischen sehr zu schätzen.

 

Hast du noch Zeit für andere Dinge neben deiner umfassenden Arbeit?

 

Zeit für die Familie nehme ich mir immer, obwohl in der letzten Zeit viel zu tun ist. Der Hausbau ist aktuell ein Thema, aber auch allgemeine Reparaturen stehen immer wieder an. Alte Autos und Mopeds sind auch immer interessant und ab und zu springt auch mal ein Tag beim Angeln raus.

 

Wie schaltest Du in Deiner Freizeit am besten ab?

 

Abschalten gibt es eigentlich nicht. Es ist immer etwas los.

 

Gehst du noch anderen Hobbys nach, die nichts mit Messern zu tun haben

 

Urlaub, Angeln, an Autos schrauben, gute Zeit mit meinen Freunden verbringen oder auch Werkzeugshopping.

 

Was kannst du überhaupt nicht?

 

Lederarbeiten lagen mir bisher nicht gut; Holzarbeiten auch eher begrenzt. Die Bearbeitung von Metall liegt mir da deutlich besser.

 

Gibt es noch etwas, das Du unseren Kunden mit auf den Weg geben möchtest?

 

Ich finde Böker ist aktuell auf einem sehr guten Weg. Es wurde viel verändert und verbessert, vor allem, was Stähle und Schliffe angeht. Die Prototypenklingen und Vorserienmesser, die ich zuletzt von AK1 und AK4 bekommen habe, haben mich echt umgehauen. Sehr hart, sehr dünn, das ist absolutes Custom-Niveau, was die Performance betrifft. Daher freut es mich sehr und macht mich stolz, dass ich meinen bescheidenen Teil dazu beitragen kann. Zumal die Fertigung in Deutschland für mich auch eine besondere Motivation darstellt. Es gibt genug weichgespülte Full-Ti Flipper aus Fernost, da braucht es nicht noch einen mehr. Aber hochwertige Produkte aus Europa werden selten.

 

Lieber Alex, vielen Dank, dass du dir die Zeit für uns und unsere Kunden genommen hast.

 

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