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Interview mit Eckhard Schulte | Böker Baumpflanz Aktion

Saftig grüne Blätter, Vogelgezwitscher und ab und an ein stiller Beobachter auf vier Beinen. Ein Spaziergang im Wald kann erholsam und spannend zugleich sein, denn Groß und Klein können dort viele interessante Dinge entdecken. Der Wald bietet Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten und übernimmt gleichzeitig eine wichtige Rolle als Katalysator in der Natur. Er schenkt uns die Luft zum Atmen, während er Sauerstoff produziert und Kohlendioxid reduziert. Daneben ist der Wald Rohstofflieferant für Holz mit dem Qualitätssiegel „Made by Nature“. Dieses komplexe Ökosystem ist allerdings sehr zerbrechlich und reagiert empfindlich auf äußere Veränderungen. Hitze, Trockenheit und Schädlingsbefall machen unseren Wäldern seit Jahren sehr zu schaffen.

Auch Böker nimmt das Thema Waldsterben sehr ernst und hat in Zusammenarbeit mit der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Bergisches Land (FWV-BL) die „Böker- Baumaktion“ aus der Taufe gehoben. Dank der überwältigenden Resonanz auf das Versprechen, bei jeder Bestellung einen Baum im Bergischen Land zu pflanzen, konnten lokale Waldflächen wieder nachhaltig aufgeforstet werden. Das Ergebnis: 12.000 Bäume konnten angepflanzt werden, so dass dort in einigen Jahren wieder ein lebhafter Wald entsteht. Eckhard Schulte, der 1. Vorsitzender des FWV-BL, beleuchtet die Ursachen des Waldsterbens und gibt Einblicke in die Strategien zur Wiederaufforstung gerodeter Waldflächen.

Wie kommt es zu dem Waldsterben und welche Rolle spielt dabei der Borkenkäfer?

Wir hatten ab 2018 in drei aufeinanderfolgenden Sommern extreme Hitze und Trockenheit zu beklagen. Die Niederschläge in der wichtigen Periode von April bis August waren gemessen am notwendigen Bedarf viel zu gering. Das machte den Wäldern im Bergischen Land sehr zu schaffen. Hinzu kamen mehrere Stürme, die so manchen Baum zu Fall gebracht haben. Hier kommt der Borkenkäfer ins Spiel. Das Totholz stellt einen idealen Nährboden für die Vermehrung des Borkenkäfers dar, welcher zudem ein spezifischer Schädling der weit verbreiteten Fichte ist. Der Käfer legt seine Brutgänge im Kambium des Baumes an, welcher sich normalerweise durch den Harzfluss wehren kann und den Borkenkäfer damit regelrecht erstickt. Aber die extremen Bedingungen führten dazu, dass die Bäume kaum noch Harz in sich trugen, so dass sich der Borkenkäfer mit bis zu vier Bruten im Jahr explosionsartig vermehren konnte. Dies führte zum Absterben des Fichtenwaldes und machte somit großflächige Rodungen erforderlich. Die Fichte gilt als Leitbaum im Bergischen Land.

Wie wird sich das Bild in unseren Wäldern zukünftig ändern?

Unsere Wälder bestehen zu etwa einem Drittel aus Laubbäumen. Diese gelten jedoch nicht unbedingt als Wertholz, wie etwa die Spessarteiche aus dem Spessart. Es gibt hier und da einige gute Buchen, aber unterm Strich wurden die Laubbaumarten etwas stiefmütterlich behandelt. Angesichts der globalen Erwärmung und der CO2 Emissionen müssen wir auf eine gezielte Zusammensetzung von Baumarten setzen, die den klimatischen Veränderungen gerecht werden.

Wie reagieren Sie auf die radikale Abholzung der Fichtenbestände und wie sieht die Wiederaufforstungsstrategie aus?

Das Motto hierfür lautet wie an der Börse: Risikominimierung durch Mischen. Durch die Anpflanzung verschiedener Baumarten in einer Parzelle schaffen wir eine strukturelle Stärkung der betroffenen Bereiche und sorgen für eine „Nachbarschaftshilfe“ unter den Bäumen. Die Rede ist hier von etwa 10 Baumarten pro Parzelle, um einen gesunden und widerstandsfähigen Mischwald hochzuziehen. Da es noch keine lang angelegten Studien dazu gibt, gilt zunächst „Probieren geht über Studieren“. Es gibt Tendenzen, welche Baumarten mit den klimatischen Gegebenheiten besser zurechtkommen. Allerdings sollte auch beachtet werden, dass ein Mischwald für die spätere Bearbeitung eine Herausforderung darstellt. Die Sortierung für die meist auf eine Holzart oder Qualitätsstufe spezialisierten Sägewerke stellt eine große logistische Herausforderung dar. Eine bestimmte Menge Holz in gleicher Qualität zu bekommen ist nur mit einem höheren Mehraufwand zu realisieren. Diese Umstellung erfordert ein Umdenken bei Waldbauern und Sägewerke gleichermaßen, um einen Wald kommerziell zu bewirtschaften.

Welche Baumarten werden für den „Böker-Wald“ gezielt angepflanzt?

Hierzu wählen wir eine gesunde Mischung aus Laub- und Nadelbäumen. Der Mischwald enthält Ahorn, Buche und Kastanie sowie die Nadelhölzer Douglasie, Lärche, Küstentanne und Weißtanne. In drei bis vier Jahren kann man schon sehr gut die ersten Früchte des Erfolges sehen. Das wird definitiv ein sehr schöner Wald.

Wie sorgen Sie dafür, dass die Pflanzen ordentlich aufwachsen können und nicht zerstört werden? Zunächst hoffen wir, dass das kommende Frühjahr nicht zu heiß wird und ausreichende Niederschläge mitbringt. Denn eine Wässerung ist bei dieser Größenordnung nicht möglich. Die größte Gefahr für die Setzlinge geht hierbei von Rehen aus. Diese knabbern alles in Bodennähe an und sorgen damit für immense Schäden an den Jungpflanzen. Auch Wildschweine wühlen bei der Nahrungssuche die betroffenen Bereiche um. Aus diesem Grunde werden die Parzellen temporär von Gattern umzäunt, um einen effektiven Schutz vor Wildverbiss zu bieten. Nach etwa fünf Jahren kommen die Rehe nicht mehr an die Triebe heran, so dass die Umzäunung entfernt werden kann. Die Pfähle verrotten im Boden und werden somit wieder der Natur zugeführt. In den ersten Jahren ist es sehr wichtig, die Jungbäume von Farn und Dornensträuchern freizuschneiden, da diese die Setzlinge bei Schnee regelrecht zerdrücken können. Wir sind aber guter Dinge, da 70% der Kahlflächen wieder bepflanzt wurden.

Wie viele Pflanzen waren es allein in dieser Pflanzperiode und wie viele sind noch geplant?

Im Frühjahr haben wir ca. 20.000 Setzlinge mit 10 verschiedenen Baumarten angepflanzt. Im Herbst ist die gleiche Menge noch einmal geplant. Das reicht für eine Fläche von 10 ha. Bei der Gesamtgröße meines Betriebes von 100 ha, konnten somit schon 10% in einem Jahr wiederaufgeforstet werden. Schön zu sehen, dass es eine Perspektive für unsere heimischen Wälder gibt.

Wie ist das weitere Vorgehen?

Zunächst einmal möchte ich einen großen Dank an die Verantwortlichen von Böker aussprechen, die mit der „Böker-Baumaktion“ die Wichtigkeit unserer Wälder ein wenig mehr in den Fokus gerückt haben. Mein Dank gilt selbstverständlich auch den zahlreichen Böker Kunden, die an der Aktion teilgenommen haben. Unsere Gesellschaft steht vor einer großen Herausforderung, den globalen Klimawandel zu realisieren und in den Griff zu bekommen. Dies nutzen wir als Anlass, künftig weitere Projekte in dieser Art durchzuführen. Dazu ist die Gründung eines gemeinnützigen Vereins geplant, der Mittel von der Industrie einwirbt, wie es beim Sponsoring von Böker im Rahmen der Baumaktion erfolgte. Damit möchten wir Waldbauern unterstützen, die sich die Anpflanzung aufgrund der verlustreichen vergangenen Jahre nicht leisten können. Ich bin sehr optimistisch, dass die Wiederaufforstung vorangeht, so dass künftige Generationen von einem gesunden Wald profitieren können.

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