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Interview mit Ingo Eispert

Ingo Eispert ist bei Böker mit allen Hölzern gewaschen. Der verheiratete Familienvater arbeitet seit 2014 bei Böker und ist Leiter der Schalenabteilung. Die Herstellung der teils diffizilen Griffschalen erfordert viel Materialkenntnis und ein hohes Maß an handwerklichem Geschick. Darüber hinaus gewährt uns der Tischlermeister noch einige weitere interessante Einblicke in seinen Arbeitsalltag.

Den Beruf des Tischlers/Schreiners erwarten sicherlich die wenigsten Leute in einer Messer Manufaktur. Was sind Deine Aufgaben und wie können wir uns deinen Beruf vorstellen?

Ich verarbeite in meiner Abteilung alle Materialien, die für die Herstellung der Griffschalen unserer Messer benötigt werden. Dazu gehören verschiedenste Hölzer wie z.B. Mooreiche, Cocobolo oder Perlholz aber natürlich auch viele heimische Sorten wie Eichen-, Buchen- oder Pflaumenholz. Nicht nur das Ausgangsmaterial an sich, sondern auch die Maße der Werkstoffe unterscheidet sich sehr stark voneinander. Im einfachsten Fall besteht meine Aufgabe darin, Schalen aus bestehenden Kanteln zu schneiden. Bei der Bearbeitung von ganzen Stämmen, die nahezu unbearbeitet sind oder beim Zuschnitt von historischen Materialen wie den Eichenbalken und Dielen aus Schloss Burg oder ausrangierten Whiskyfässern ist eine besonders hohe Sorgfalt angebracht. Hier entscheidet häufig schon der erste Schnitt, wie viele Schalen aus den knappen und kostbaren Materialen gewonnen werden können. Daneben finden aber auch häufig tierische Materialien wie Hirschhorn oder Knochen als auch Kunststoffe wie Micarta und G10 Anwendung. Bei mir in der Abteilung werden die Werkstoff-Rohlinge soweit geschnitten, gefräst und gebohrt, bis schlussendlich die kleine Schale für den Messergriff entstanden ist.

Ist die Arbeit schwierig zu erlernen? Was wird von Außenstehenden bei deiner Arbeit häufig unterschätzt?

Die Herstellung von Griffschalen ist komplex und erfordert viel Erfahrung sowie Fingerspitzengefühl. Als Tischler konnte ich im Laufe von 34 Jahren viele nützliche Erfahrungswerte sammeln, die ich in meine tägliche Arbeit einbringe. Das bedeutet, dass ich die Werkstoffe zunächst sorgfältig auswähle und dann materialgerecht mit den Maschinen so präzise wie möglich bearbeite. Trotz geplanter Arbeitsabläufe ist kein Arbeitsschritt wie der andere, da die unterschiedlichen Materialeigenschaften stets einer besonderen Be- und Verarbeitung bedürfen. Das macht meine Arbeit sehr abwechslungsreich.

Gibt es Materialien, bei denen du besonders vorsichtig sein muss, damit keine Schäden auftreten?

In der Tat gibt es viele empfindliche Materialien, die eine vorsichtige und schonende Verarbeitung verlangen. Besonders empfindliche Materialen lassen wir mithilfe modernster Verfahren vor der Verarbeitung stabilisieren, so dass eine deutlich verbesserte Härte, Standfestigkeit und Stabilität erreicht wird. Dank dieser Behandlung eignen sich auch weiche oder empfindliche Hölzer für starke (Outdoor-) Beanspruchungen und den Kontakt mit Feuchtigkeit. Bei der Verarbeitung stellen Hybrid-Materialen eine besondere Herausforderung dar. Hier werden edle Naturhölzer in einem speziellen Verfahren mit hochwertigen, teils eingefärbten Acrylharzen vergossen. Ähnlich wie bei der individuellen Maserung eines jeden Holzes, entstehen ganz einzigartige Verläufe und optische Effekte. Der Zuschnitt dieser Materialen benötigt ebenfalls viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl.

Was ist dein Lieblingsholz und warum?

Mein Lieblingsholz ist die amerikanische Kirsche. Sie entwickelt ihre tief rötlich-braune Farbe erst mit der Zeit durch die Einwirkung von UV-Licht.

Wie selbstkritisch bist du mit deiner Arbeit?

Ich setze sehr hohe Maßstäbe an meine Arbeit und an die meines Teams, denn ich möchte immer 100% geben, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Die Werte von Böker und das, wofür das Unternehmen steht, sind der Gradmesser meines Schaffens.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag von dir aus?

Mein Arbeitstag beginnt morgens pünktlich um 6 Uhr. Zunächst wird der Bürokram erledigt. Das bedeutet E-Mails sichten, Aufträge sortieren, am Computer einpflegen und an die Mitarbeiter verteilen. In der Regel prüfe ich danach noch das kürzlich eingetroffene Material auf Qualität und Beschaffenheit. Erst dann beginne ich mit meiner eigentlichen Arbeit, dem Zuschneiden von Hölzern und Plattenmaterialien. Allerdings fallen auch organisatorische Aufgaben in mein Ressort z.B. die Beschaffung von Mustern oder die Abstimmung mit anderen Abteilungen.

Wann sprichst du von einem erfolgreichen Arbeitstag? Ist es dir wichtig, dass du in deinem Beruf auch körperlich gefordert bist?

Wenn ich die Aufgaben erledigt habe, die ich mir vorgenommen habe, alles reibungslos gelaufen ist und am Ende eine Top Qualität aus der Abteilung geht. Mir ist es sehr wichtig, auch körperlich auf der Arbeit gefordert zu werden, da ich nicht gerade der Schreibtischtäter bin :)

Wie kann ich mir die Arbeit in der Schalenabteilung vorstellen? Arbeitet jeder für sich oder ergänzt ihr euch als Team?

Die Arbeit im Team macht uns sehr viel Spaß aber ist in meiner Abteilung auch unabdingbar. Jeder Arbeitsschritt baut auf dem vorherigen auf. Wenn ein Kollege nicht so sauber arbeitet, hat der nächste viel mehr Arbeit. Deswegen sprechen wir viel miteinander und helfen uns gegenseitig, um den hohen Qualitätsanspruch an die Beschalung und damit natürlich auch an das Produkt sicherzustellen.

Gibt es neben Deinem Beruf Hobbies oder andere Dinge, denen du in deiner Freizeit nachgehst? Wenn du Zeit hast, was ist dir wichtig?

Das Wichtigste für mich ist meine Familie. Ich genieße die gemeinsame Zeit mit ihr und tanke dadurch viel Kraft. Eine weitere große Herzensangelegenheit ist meine ehrenamtliche Tätigkeit für das Technische Hilfswerk (THW). Daneben bin ich viel an der frischen Luft und fahre Mountainbike oder mache ausgiebige Spaziergänge mit unserem Hund. Generell mache ich in meiner Freizeit viel Sport.

Hast Du neben deiner beruflichen Tätigkeit einen persönlichen Bezug zu Messern? (Wurde dir die Faszination Messer in die Wiege gelegt?)

Durch meine Großeltern bin ich bereits früh an die Materie herangeführt worden. Sie hatten eine Silberwarenfabrik und Messer haben mich schon seit Kindheitstagen interessiert. Erste Kontakte mit Böker entstanden auf dem Solinger Zöppkesmarkt, auf dem die heutigen Geschäftsführer mit ihren Geschwistern Messer an einem urigen Stand in Fachwerk-Optik verkauft haben.

Verrätst du uns dein Lieblingsmesser? Was gefällt dir daran besonders gut?

Eine große Faszination üben für mich Damast- Messer mit Holzgriff aus. Die sorgfältige Auswahl der edlen Materialien und die liebevolle handwerkliche Kunst erzählen die Geschichte des Messers und machen es zu etwas ganz Besonderem.

Wenn du ein eigenes Messer entwerfen würdest, wie würde es aussehen?

Das wäre definitiv ein Rettungsmesser. Da ich ein praktisch veranlagter Typ bin, schätze ich die Funktionsvielfalt und die Solidität dieser Messer. Obendrein schauen sie auch noch richtig gut aus.

Wie war dein Werdegang bei Böker? Was waren deine Höhepunkte für dich in der Zeit bei Böker?

Ich hatte das Glück 2014 direkt als Abteilungsleiter für die Schalenabteilung arbeiten zu dürfen. Darüber hinaus bin ich noch Ersthelfer und Sicherheitsbeauftragter. Auch wenn mein täglicher Arbeitsplatz in der Schalenabteilung liegt, so sind Außentermine ebenfalls sehr wichtig, um die Qualität unserer Produkte sicherzustellen und um potenzielle Probleme, die erst im späteren Produktionsverlauf entdeckt werden können, von vorneherein zu vermeiden. Regelmäßig besuche ich gemeinsam mit unserem Einkauf große Holzlieferanten/ Importeure. Insbesondere bei knappen und äußerst seltenen Materialien ist die Bestimmung der Qualität vor Ort unabdingbar für ein zufriedenstellendes Endprodukt. Hier bringe ich meine Expertise ein, schaffe ein Verständnis für unsere Anforderungen und Prozesse in der Weiterverarbeitung. Ein besonderer Höhepunkt war sicherlich auch die Geschäftsreise zu unserem Vertriebspartner Muela in Spanien. Es war absolut spannend zu sehen, wie ein anderes Unternehmen aus der gleichen Branche anspruchsvolle Naturmaterialen verarbeitet. Der offene Austausch war für beide Seiten wertvoll und sehr interessant.

Wo siehst du dich in Zukunft? Hast Du konkrete Ziele für die nächsten Jahre?

Ich sehe meinen Platz auch in der Zukunft weiterhin in der Schalenabteilung und freue mich auf weitere spannende Projekte. Ich möchte dort gerne mein Wissen und meine Erfahrung einbringen als auch weitergeben, um somit den Erhalt der Marke Böker für die Zukunft weiter zu stärken.

Wir beobachten, dass das Thema Nachhaltigkeit und der lokale Bezug unserer Rohstoffe eine immer größere Rolle spielt und auch heimische Hölzer wieder stärker wertgeschätzt werden. Wie bewertest du diese Entwicklung und wo siehst du die Böker Manufaktur in 30 Jahren?

Ich finde es großartig, wenn wir Hölzer und Rohstoffe aus der heimischen Region verarbeiten. Dies stärkt die lokalen Märkte und die kürzeren Transportwege tragen nachhaltig zum Umweltschutz bei. Die Marke Böker wird sich weltweit immer weiter auf den Märkten behaupten, da Qualität und Werte für sich sprechen.

Welchen Tipp würdest du Bewerbern geben, die sich für einen Job in unserer Manufaktur interessieren?

Sie sollten generell ein Interesse an Messern bzw. an deren Herstellung haben. Daneben sind handwerkliches Geschick und eine gute Auffassungsgabe sehr von Vorteil. Darüber hinaus schätze ich es sehr, wenn man auch etwas über den Tellerrand seiner eigentlichen Aufgabe schaut, um Sachverhalte besser verstehen und einordnen zu können.

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