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Klingenformen - arten, Ursprünge und Anwendungen

Sowohl die älteste als auch die jüngste Geschichte des Messerbaus hat ungezählte Klingenformen hervorgebracht, von denen wir Ihnen hier die gängigsten vorstellen und erläutern möchten. Die Klingenformen wurden durch die jeweiligen Erfordernisse ebenso geprägt wie durch die traditionellen ästhetischen Vorstellungen ihrer Herkunftsregionen. Die zeitgenössischen Custom-Messermacher bereichern diese vielfältige Familie fortlaufend; hier kann also nur ein Überblick über die häufigsten Bauarten gegeben werden.

Rückenspitze Klinge

Die rückenspitze Klinge wird manchmal auch als „Normalform“ bezeichnet, weshalb sie hier die Aufzählung anführt. Charakteristisch ist der gerade Rücken und ein weitgehend paralleler Schneidenverlauf zu diesem. Die Schneide läuft zur Spitze hin in einem meist weiten Radius auf den Klingenrücken zu. Die rückenspitze Klinge stammt aus der skandinavischen Tradition und findet sich häufig bei feststehenden Messern dieses Typs. In der rauen wettergeprägten Landschaft waren die Messer seit jeher Universalwerkzeuge zur Jagd, Fischerei, Holz- und Lederbearbeitung. Der parallele Teil der Schneide zieht sich beim Schnitzen gut in das Schnitzgut. Mit der feinen Spitze lassen sich gut enge Kurven in gegerbtem Leder schneiden.

Mittelspitze Klinge

Die mittelspitze Klinge findet sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem bei unverriegelten Taschenmessern. Schneide und Rücken verlaufen weitgehend parallel und treffen sich an der Spitze manchmal genau, manchmal mehr oder weniger in der Mitte der Klingenbreite. Die mittelspitze Klinge lässt sich bei Alltagsaufgaben wie etwa dem Herausschneiden eines Apfelkerngehäuses leicht kontrollieren. Durch ihre Robustheit findet sie auch Anwendung bei feststehenden Fahrtenmessern älteren Typs.

Droppoint-Klinge

Bei der Droppoint-Klinge bildet sich die Form aus zwei weiten Bögen der Schneide und des Rückens. Die Schneide ist hierbei stärker gekrümmt, sodass die Spitze oberhalb der Klingenbreite liegt. Der Rücken fällt gewissermaßen ab, woher sich auch die Bezeichnung „Droppoint“ ableitet. Die Droppoint-Klinge ist meist breit und robust und vor allem bei modernen Jagdmessern beliebt, da sich mit ihr gut Aufbrechen und aus der Decke schlagen lässt. Die weniger ausgeprägte Klingenspitze verringert das Risiko, Eingeweide oder die Decke hierbei zu beschädigen.

Spearpoint-Klinge

Die Spearpoint-Klinge kann durchaus recht unterschiedliche Silhouetten aufweisen, also z.B. die Form einer mittelspitzen Klinge oder einer Droppoint-Klinge haben. Der Klingenrücken ist jedoch zur Spitze hin mit einem zusätzlichen, in der Länge variierenden Anschliff versehen, der oft als „falsche Schneide“ (False Edge) bezeichnet wird und im traditionellen Solinger Sprachgebrauch Schor genannt wird. Das Hauptkennzeichen für die Spearpoint-Klinge ist also weniger die Silhouette als vielmehr die Art des Anschliffes.

Hechtklinge

Die Hechtklinge ist ein verbreiteter europäischer Klassiker, vermutlich angelsächsischen Ursprungs. Bei feststehenden Messern ist vor allem die Bezeichnung Bowie-Klinge gebräuchlich. Alteingesessene Solinger Hersteller sprechen gerade bei Taschenmessern auch vom Säbelskniep. Die Klinge hat im Rücken im Bereich der Spitze einen nach innen gebogenen Verlauf, oft zusätzlich auch als falsche Schneide ausgeführt. Hechtklingen werden universal im Outdoor-Bereich eingesetzt und kennzeichnen auch viele Survivalmesser oder klassische Bajonette. Eine kurz abgesetzte Hecht- oder Bowie-Klinge wird als Clippoint-Klinge bezeichnet.

Wharncliffe-Klinge

Die klassische Wharncliffe-Klinge hat eine komplett gerade verlaufende Schneide bis hin zur Spitze. Der Rücken ist meist schräg und abrupt zur Spitze hin abgeschnitten. Die Wharncliffe-Klinge eignet sich ausgezeichnet für freihändiges Arbeiten (also ohne Schneidunterlage), und für Schnitte in Materialien mit rundem Querschnitt wie Taue, Zweige, Kabel oder Schafsklauen. Sie stammt folgerichtig aus ländlicher Tradition und ist heute vor allem bei Gärtner-, Floristen-, Okulier-, Elektriker -und Klauen- sowie Seglermessern anzutreffen. Artverwandt mit der Wharncliffe-Klinge ist die Sheepfoot-Klinge. Hier ist die Ecke im Klingenrücken mehr oder weniger stark gerundet und stärker abfallend, sodass oft kaum noch eine Klingenspitze im eigentlichen Sinne vorhanden ist. Die Grenze zur Wharncliffe-Klinge ist durchaus fließend, wobei Sheepfootklingen nicht zwangsweise einen geradlinigen Schneidenverlauf, sondern oft eine leicht nach oben gezogene Schneide besitzen.

Hawkbill-Klinge

Die Hawkbill-Klinge hat die Form einer Klaue, mit nach innen gebogener Schneide. Das älteste Vorbild ist möglicherweise das Karambit aus dem indonesischen und malaysischen Raum. Das Karambit war ursprünglich ein Erntemesser für Kräuter und Reispflanzen. Die Hawkbill-Klinge ist prädestiniert für Kappschnitte und findet sich häufig bei klappbaren Gärtnermessern, aber auch bei Rettungsmessern für Bergsteiger oder Segler. Gewissermaßen handelt es sich hierbei um eine Klappsichel in kleinem Maßstab.

Tanto-Klinge

Die Tanto-Klinge entstammt der kriegerischen japanischen Tradition. Beim heute gängigen American Tanto sind Primär- und Sekundärschneide meist mit einer deutlichen Ecke im Schneidenverlauf voneinander abgesetzt, wie oben abgebildet. Beim klassischen Tanto hingegen verlaufen Schneide und Klinge parallel in sanftem Bogen. Die Spitze ist mit einem engen Radius steil zum Klingenrücken hin abgesetzt. Diese Spitze ist extrem robust und hatte im alten Japan die Funktion Plattenpanzer zu durchstoßen.

Persian-Klinge

Die Persian-Klinge, auch Upswept- oder Trailingpoint-Klinge, entstammt dem Iranischen und Arabischen Raum. Die Schneide übersteigt den Rücken, der seinerseits nach oben gebogen ist und in eine meist prägnante Spitze mündet.

Recurve-Klinge

Der Recurve-Schliff kommt an unterschiedlichen Klingenformen vor und bezeichnet weniger die Klingenform selbst als vielmehr vor allem den S-förmigen Verlauf der Schneide. Die Klinge ist hierdurch oft vorderlastig und eignet sich bei größeren feststehenden Messern vor allem für Hauschnitte ähnlich einer Machete. Bei kleineren Messern bietet sich der hintere konkave Teil der Schneide wiederum für Kappschnitte an.

Dolchklinge

Während sich eine Trennung von Gebrauchs- und Kampfmessern erst allmählich im 15. Jahrhundert herausgebildet hat, ist die Verwendung der Dolchklinge seit jeher relativ stark eingeschränkt. Die Dolchklinge ist mittelspitz, in der Regel symmetrisch und an beiden Seiten scharf geschliffen. Neben dem typischen zweischneidigen Rautenprofil gibt es seltener auch dreischneidige Dolche. Einige Outdoor-Enthusiasten setzen auf die zweite Schneide, um im Notfall eine zweite scharfe Schneide zu haben oder um einen steileren Schliffwinkel für gröbere Arbeiten anzubringen. Bei gleicher Klingenbreite und –stärke geht mit einem Dolchschliff immer ein stumpferer Schneidenwinkel einher als bei einer entsprechenden einseitig geschliffenen Klinge, und damit auch einer geringeren Schärfe als bei einer Gebrauchsklinge.

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